Nova Rock 2016 – ein Reisebericht

Tag 1 – Donnerstag, 09.06.2016

Um ca. 16:00 Uhr kamen die fantastischen Vier, also Boerny, Sabine, Teresa und ich, im Hotel Paprika an und bezogen sogleich das Vierbettzimmer. Nach schnell erledigten Restaurierungsmaßnahmen, die natürlich nur wir Mädels notwendig hatten, ging‘s ins Restaurant des Hotels. Nachdem Resi und ich erfolglos nach vegetarischen Speisen auf der Karte gesucht hatten, mussten wir unseren Hunger mit Bier stillen, während Sabine und Boerny königlich speisten – und trotzdem Bier tranken.

Unser Plan war spätestens zum Auftritt von Putzibär – äh – Puscifer – am Nova Rock-Gelände zu sein. Dieser wurde jedoch rasch vereitelt, denn der Himmel öffnete seine Schleusen und ließ ordentlich Wasser. Somit trat Plan B in Kraft: den Regen aussitzen, aber auf alle Fälle rechtzeitig zu Amon Amarth antanzen. Boerny und ich liebäugelten zwar mit dem Gedanken „dableiben – Bier trinken – schlafen gehen“, da jedoch Resi sehr erpicht auf Amon Amarth und noch erpichter auf Korn war und Sabine schließlich Fotopflichten zu erfüllen hatte, ließen wir den Gedankenflirt wieder sein und planten stattdessen unser zukünftiges Rocklokal mit Best-Service.

Die Katzen-und-Hunde-Sintflut verwandelte sich nach und nach in einen leichten Nieselregen – Zeit für den Aufbruch. Nur gut, dass Boerny uns noch in Wien daran erinnert hat die Pässe mitzunehmen, da es ja jetzt wieder Grenzkontrollen gibt. Nur gut, dass wir alle unsere Pässe im Hotelzimmer liegen hatten. Nur schlecht, dass wir an der Grenze kontrolliert wurden. Wir gerieten an die klassische „Guter Cop, böser Cop“-Konstellation. Während wir versuchten unsere Pressebänder in den Pass-Status zu erheben, um den bösen Cop davon zu überzeugen, dass wir wirklich nur Festivalbesucher und keinesfalls Schlepper sind, wollte der gute Cop wissen, wer denn heuer am Nova Rock spielt und freute sich für uns, dass uns tolle Bands erwarteten. Der böse Cop sah schließlich ein, dass wir keine Schurken sind, wollte aber trotzdem seine Rolle nicht aufgeben und blaffte den Fahrer unfreundlichst an, weil Sabine hinten nicht angeschnallt war (sie hatte das Gurtschloss nicht finden können – bzw. wollen…). Da muss ich schon mal einwerfen, dass so ein Verhalten wirklich nicht sein muss, Pflichterfüllung hin oder her: man kann doch bitte freundlich und respektvoll mit seinen Mitmenschen umgehen. Zu guter Letzt ließ uns der keifende Kapplständer dann doch großmütig nach Österreich einreisen. Zur Merkliste wurde hinzugefügt: 1. immer den Pass mitnehmen, 2. immer anschnallen!

Endlich hatten wir das Festivalgelände erreicht und begaben uns schnurstracks zum Pressezelt, was vom ideal platzierten VIP-Eingang keine fünf Minuten dauerte. Resi und ich stellten mit Freude fest, dass uns ganz sicher nicht der Hungertod drohte. Das umfangreiche, kulinarische Angebot ließ nicht nur Carnivorenherzen höher schlagen, sondern befriedigte auch jeden vegetarischen und veganen Magen.

Im Pressezelt versorgte uns Gitti und ihre Crew mit köstlichem „Gemüsespritzer“ (mit Minze und Limonen), danach begrüßten wir bekannte Gesichter – und auch ein paar Neue. Man möge mir verzeihen, wenn ich an dieser Stelle nicht jeden namentlich erwähne, gefreut haben wir uns über Euch alle!

In der Menge der hart arbeitenden Journalisten erspähte ich Resis Cousin Clemens, der gemeinsam mit Wolfgang Walluch die Morgenshow auf 88.6 macht. Wir gesellten uns zum 88.6-Team und wurden sogleich zum Interview gebeten. Tzja – so ein Promi(ll)leben bringt eben auch Öffentlichkeitsarbeit mit sich. Währenddessen beendeten Puscifer ihren Auftritt und für uns wurde es langsam Zeit die Blue Stage aufzusuchen, denn Amon Amarth stand am Programm. Die Schweden beeindruckten mit Ihrer imposanten Bühnendeko, bestehend aus zwei schwarzen Drachenköpfen mit blutigen Zähnen und allerlei Runen. Wie sich schnell herausstellte, waren die Drachenköpfe aber gar nicht als Blickfang fürs Publikum gedacht, sondern als Spielplatz für die Band. Sänger Johan Hegg erkraxelte einen Grisu und grölte uns in schönster Thormanier von oben an. So gehört sich das für echte Wikinger! Wenn man Platz 1 der österreichischen Albumcharts erreicht, kann man davon ausgehen, dass die Fangemeinde recht groß ist und somit auch der Publikumserfolg bei einem Nova Rock. Während die Schweden reichlich bejubelt wurden, hörte ich mir das Ganze an und bleibe schlussendlich bei der Meinung: der Beste Wikinger-Song aller Zeiten ist das Titellied von „Wickie und die starken Männer“.

Unverständlicherweise befiel mich nach dem reichlichen Genuss der schmackhaften „Gemüsespritzer“ eine gewisse Müdigkeit und da es Boerny ähnlich erging, beschlossen wir, den restlichen Abend gemütlich im Pressezelt zu verweilen. Sabine und Resi hingegen waren fleißig und absolvierten auch die Shows von Billy Talent und Korn. Einstimmige Kritik zu Billy Talent: „Sympathisch und lustig wie immer“. Zum Auftritt zu Korn hatten die Damen allerdings geteilte Meinungen. Während Resi von Korn begeistert war, bekamen die Amerikaner von Sabine nur ein „eh o.k.“ und, dazu erklärend, dass ihre Korn-Zeit eben schon vorbei sei. Ich ärgerte mich zwar ein bisschen den Gig verpasst zu haben,  aber der Umstand, dass  – wie immer – mein Lieblingssong („Dead Bodies Everywhere“) nicht dabei war, spendete mir Trost.

Nach dem erfolgreichen Festivalauftakt schleppten sich die fantastischen Vier, mittlerweile eher „das damische Duo x 2“ zum nächsten Taxi und schlummerten im Paprika dem nächsten Tag entgegen.

Tag 2, Freitag, 10.06.2016

09:45 – Tagwache für Teresa und mich, da wir als Veggies nur das Frühstück im Hotel Paprika nutzen konnten. Die Staubweckerl, auf denen die Butter wie ein Tropfen Wasser in der Sahara versiegte, spülten wir mit einer Hopfenkaltschale aus dem Supermarkt runter. Danach stamperten wir Sabine und Boerny aus den Federn, schließlich erwartete uns am ersten offiziellen Nova Rock-Tag Großes! Diesmal war uns auch Petrus wohl gesinnt und die Sonne schenkte uns ihr schönstes Lächeln. Nachdem die beiden ihr üppiges Mittagessen verdrückt hatten, orderten wir uns wieder ein Taxi. Überraschend schnell war ein Skoda vorm Hotel und wir machten uns auf die Socken. Diesmal hatten wir auch unsere Pässe dabei und waren natürlich alle angeschnallt. Aber Murphys Gesetz schlug zu und selbstverständlich interessierte sich diesmal kein Mensch für Pässe oder Anschnallgebote. Dafür hatten wir echtes Glück mit unserem Taxifahrer. Auf seinem Amaturenbrett-Minifernseher lief gerade irgendein Metalkonzert, das er extra für uns auf Stadionlautstärke drehte. Zudem verrechnete er uns für die Fahrt nur 25 Euro.

Zuerst mussten wir für Plastikgeld sorgen. Aufgrund der Registrierkassenpflicht haben sich die Nova Rock-Veranstalter für ein „Cashless System“ entschlossen, verständlich, wenn man sich a) den Zeitaufwand und b) den Kassenbon-Müllberg vorstellt. Im Pressezelt war die Barzahlung zwar möglich, aber schließlich benötigten wir auch Geld für das Partyzelt, die Fressmeile, etc. Sabine hatte sich am Vortag schon eine Karte besorgt und war wegen der raschen und unkomplizierten  Abwicklung begeistert. Und tatsächlich: nach kurzem Schlangestehen (hinter 3 Personen) hielten wir anderen Drei auch unser Plastikgeld in Händen. An dieser Stelle ein Kompliment an die Veranstalter für die gute Organisation. Am Freitag zeichnete sich bereits der heurige Besucherrekord ab, weshalb der reibungslose Ablauf bei den „Cashpoints“ umso größeres Lob verdient.

Beim Pressezelt angekommen gestand mir Wolfgang Walluch, dass die 88.6ler unser Interview vom Vortag verschmissen hatten. Kein Problem für Profis, dann machen wir’s halt nochmal! Clemens zückte sein Handy, stülpte ein 88.6-Schaumgummihauberl drüber und schon war das Mikrofon bereit! Sabine war zwar gerade unterwegs, aber Resi und ich machten unsere Moremetal-Promoarbeit auch alleine ganz gut. Boerny fungierte währenddessen als unser Bodyguard.

Die Burschen von Blood Sucking Zombies From Outer Space, die um 14:00 Uhr ihren Auftritt auf der Red Stage gemeistert hatten, tummelten sich voll adjustiert beim Pressezelt herum, was Boerny und mich zur intensiven worstcase-Planung animierte. Es gibt zwar schon einschlägige Handbücher zum Thema „Zombieapokalypse“, auch wurde genügend Filmmaterial zu Schulungszwecken zur Verfügung gestellt, doch ich kann jeden nur empfehlen sich im Ernstfall an Boerny und mich zu halten. Wir haben die besten Überlebensstrategien bis ins kleinste Detail ausgearbeitet!

Um 18:20 war es dann Zeit für Children Of Bodom. Die Finnen, die vielen noch positiv in Erinnerung sind, weil sie nach dem furchtbaren Paris-Attentat das Wien-Konzert auch ohne Lamb Of God gespielt und, trotz beklemmender Stimmung, die Nähe zu ihren Fans gesucht haben und auch zu den Presseleuten durchaus freundlich waren, hatten am Freitag leider nicht ihren besten Tag. Es gab keine Fotopässe und die Band wirkte etwas unmotiviert.

Im Anschluss daran zeigte sich Shirley Manson von Garbage dafür umso motivierter. Ich muss gestehen, dass ich ohne große Erwartungen zur Blue Stage pilgerte. Ich freute mich zwar auf die „U4-Classic“-Hits von damals, nahm aber an, dass es sich dann mit „Only Happy When It Rains“, „Stupid Girl“ und „I Think I’m Paranoid“ für mich erledigt haben würde. Welch Irrtum! Die sympathische Schottin sprühte vor Elan, rockte ohne Atempause über die Bühne, plauderte mit dem Publikum und begrüßte sogar einen Nova Rocker im rosaroten Hasenkostüm (mit dem Resi und ich vorher noch ein Foto machen konnten – das ist jetzt sicher was wert!). Neidvoll muss man zugeben, dass man Shirley ihre beinahe 50 Jahre absolut nicht ansieht. Da können sich so manche 20-jährige Glamour-Puppis eine große Scheibe abschneiden! Mädels, DAS ist Charisma! Auch musikalisch übertrafen Garbage bei Weitem meine Erwartung. Ich kann nur jedem empfehlen sich das neue Album „Strange Little Birds“ anzuhören. Für mich war die Band immer so eine „Diegibtsjaauch“-Angelegenheit, aber durch neue Songs wie „Blackout“ hat sich meine Sichtweise in „Juhudiegibts!“ verwandelt. Natürlich gaben sie auch die alten Songs zum Besten, was die immer größer werdende Menschenmasse zusätzlich in Partystimmung versetzte. Grund zur Freude gab es außerdem, weil wir meiner Nachbarin Petra und ihrem Nova Rock-Begleiter Harry über den Weg liefen. Je mehr desto lustig!

Nach Garbage folgten The Offspring und somit die nächste 90er-Jahre Teenieband. Die Kalifornier sind allerdings schon lange aus dem Teeniealter draußen und im Gegensatz zu Garbage merkt man ihnen das auch an. Teilweise hatte man auch das Gefühl, dass sie ihre eigenen Hits nicht mehr hören können, was man Dexter Holland & Co ja eigentlich auch nicht verdenken kann. Abhilfe würde eventuell ein neues Album schaffen. Aber ich möchte mich nicht zu negativ über die Herren äußern, wäre auch unfair, da ich nie ein großer The Offspring-Fan war. Dass sie mich nicht zwingend zu ihrer Gefolgschaft zählen müssen, bewies der brechend volle Bereich vor der Blue Stage. Nach dem dritten Song „Come Out And Play“ machte ich mich zurück zum Pressezelt auf, um für Resi Getränkenachschub zu holen. Beim Verlassen des Wavebreakers waren die ersten Sanitäter mit Bahre unterwegs, bei meiner Rückkehr folgten weitere nach. Wahrscheinlich kam ich deshalb nicht mehr retour zu Resi, vermutlich aber auch deshalb, weil einfach zu viel los war. Also SMS an Resi mit Info, dass ihr Spritzer im Pressezelt warten würde.

Ich war nicht sonderlich gekränkt, dass ich nicht mehr zu The Offspring durchkam, denn so hatte ich die Chance einen Blick auf das EM-Eröffnungsspiel zu erhaschen. Als alte Hooligeuse schmerzte es mich zwar ein bisschen, dass ich an diesem ersten EM-Wochenende viel zu kurz kam. Aber das wäre Jammern auf höchstem Niveau – hätte ich doch das grandiose Nova Rock um keinen Preis der Welt verpassen wollen! Trotzdem war ich Haubi sehr dankbar, dass er für den Fernseher im Pressezelt gesorgt hatte.

Zu guter Letzt fanden wir wieder alle zueinander, Resi bekam ihren wohlverdienten Sommerspritzer und bald war es Zeit für den letzten Headliner der Red Stage Disturbed. Leider hatten auch die Herren aus Chicago nicht ihren allerbesten Tag. Die erste, aber lange nicht die letzte, Coverversion brachte mich dann ein wenig in „Hmpf“-Stimmung. „Land Of Confusion“ von Genesis wurde da zum Besten gegeben und da ich Genesis sehr gerne mag, tat mir diese Version weh. Auch der Nummer 1-Hit „Sound Of Silence“ versetzt mich, im Gegensatz zur breiten Masse, nicht in Ekstase. Simon & Garfunkel haben das damals schon sehr gut gemacht, da kann man nichts mehr verbessern. Aber gut, was Coverversionen betrifft bin ich ein kleiner „Monk“ und die Smartphoneromantik (mit dem Feuerzeug wacheln ist offensichtlich out) nahm trotzdem ihren Lauf. Diesmal schaffte Resi nicht mehr die Rückkehr in den Wavebreaker und da Boerny und Sabine genauso wenig Begeisterung für die „Gestörten“ aufbringen konnten wie ich, kehrten wir zum Pressezelt zurück. Gerade rechtzeitig, da David Draiman & Co gerade erst ihren musikalischen Fleischwolf hervorgeholt hatten und nach Genesis und Simon & Garfunkel auch noch U2, The Whound Rage Against The Machine verwursteten. Gerne hätte ich noch den „Dawn Of The Dead“-Zombieevergreen „Down With The Sickness“ gehört, der als Zugabe geboten wurde. Es war aber nicht weiter schlimm den Song verpasst zu haben, denn ihre anderen EIGENEN Songs klingen allesamt sehr ähnlich. Über Geschmack lässt sich nicht streiten und so soll trotzdem noch lobend erwähnt werden, dass die Band sehr viele begeisterte Zuschauer hatte und diese auch bis zum Ende des Gigs halten konnten.

Um dreiviertel 1 war es endlich soweit, der lang ersehnte LateNightAct stand vor der Tür und machte „Ding Dong“. Davor verriet uns Veranstalter Ewald Tatar allerdings noch den ersten fixen Part des Nova Rocks 2017: David „The Hoff“ Haselhoff gibt sich nochmals die LateNightSpecial-Ehre, man darf sich also jetzt schon auf den Juni 2017 freuen.

Herr Tatar wurde vom „Sandlerkönig Eberhardt“ abgelöst und vom massig vorhandenen Publikum höchst erfreut begrüßt. Für meine Person war es mir ja schon immer klar, aber jetzt wurde es mir erst so richtig bewusst: in Österreich saugt man die EAV mit der Muttermilch auf! Jedes einzelne Wort von jedem einzelnen Song wurde von jedem Einzelnen lauthals mitgesungen. Und was Klaus Eberhartinger & seine Verunsicherung (leider ohne Thomas Spitzer) da für uns parat hatte: „Burli“, „Ba-Ba-Banküberfall“, „Heiße Nächte in Palermo“, „Märchenprinz“, „Küss die Hand, schöne Frau“ – um nur einige Hits zu nennen. Was mich persönlich sehr freute war, dass aber auch „nicht so bekannte Songs“ (falls das bei der EAV überhaupt möglich ist) auch dargeboten wurden, wie „Küss die Hand, Herr Kerkermeister“ oder „Geld oder Leben“. Nicht nur das Publikum war von der EAV begeistert, so wie der Eindruck schien, war auch die EAV vom Publikum begeistert. Mehrfach versicherte Klaus Eberhartinger: „Freunde, des hab i ma ned erwartet!“

Nach ca. 1 Stunde feinster Klinge in Sachen Gesellschaftskritik und Ironie bedankten sich die legendären Austropopper und verließen die Bühne. Doch wir waren uns einig: „Die kommen wieder!“ Denn ein EAV-Konzert, noch dazu bei einem Festival wie dem Nova Rock, kann, ja DARF nicht enden ohne „Morgen“. Und tatsächlich bekamen wir dieses Schmankerl dann auch noch zu hören. Danach war’s leider vorbei. Von mir aus könnten sie jetzt noch spielen, ich würde noch immer vor der Blue Stage stehen und lauthals mitsingen. Naja, lauthals vielleicht nicht, denn in dieser denkwürdigen Stunde büßte ich den Großteil meiner Stimme ein. Aber ich würde mitsingen! Egal wie! Es war ein herrliches, denkwürdiges LateNightSpecial und die Erfüllung des langgehegten Wunsches, die EAV endlich einmal live zu sehen (shame on me, dass mir das erst beim Nova gelungen ist). Einziger Wermutstropfen: Da wirklich sehr viel los war, war es uns unmöglich uns von der Stelle zu bewegen, um Sabine vom Fotograben abzuholen. So mussten wir diesen phänomenalen Gig leider getrennt voneinander verbringen. Auch Petra ging uns verloren und ward bis zum nächsten Tag nicht mehr gesehen.

Sabine gabelten wir nach der EAV aber wieder auf und weil wir uns alle gerade erst richtig „warmgesungen“ hatten, ging‘s geradewegs ins Partyzelt. Dort verflüchtigte sich die Feierlaune im Handumdrehen: gefühlte 138 Grad Celsius und scheinbar alle 180.000 Nova Rocker auf einmal sorgten dafür. Schwitzende Körper rieben sich an uns in höchst unappetitlicher Weise und die Stimmung war latent aggressiv, weshalb wir kurze Zeit später das Partyzelt wieder verließen. Zum Trost gönnten wir uns noch Köstlichkeiten der Fressmeile, was uns die wohlbekannte Bettschwere einbrachte. Unseren lieben Skoda-Taxler konnten wir aber leider nicht erreichen, weil uns allen die ungarische Vorwahl unbekannt war.

Tag 3, Samstag, 11.06.2016

Recht spät krochen wir aus den Betten (obwohl Resi und ich wieder eine kurze Schlafunterbrechung für’s Frühstück eingelegt hatten). Meine Stimme hatte sich nicht erholt und ich klang wie die der Tochter von Rod Stewart und Bonnie Tyler. Heute hatten wir es nicht eilig, denn Pflichttermin Nr. 1 war die Grillerei bei der Red Bull Stage um 19:00 Uhr. Doch dann fielen unsere Blicke auf den Konzertplan – wir hatten es doch ein bisschen eilig, da wir Black Inhale um 16:00 h sehen wollten. Sabine begleitete mich noch auf meiner Zigarettensuche. Im Swingerclub ums Eck wies man uns den Weg, den wir Dank eines Maschendrahtzauns nicht direkt einschlagen konnten und das Umrunden des Selbigen war uns dann zu blöd und zu weit.

Da das Partyzelt am Vorabend eher ungemütlich gut besucht war, beschlossen wir, stattdessen eine Zimmerparty zu starten. Die Partyutensilien waren schnell eingekauft und notdürftig im Waschbecken eingekühlt und schon konnte es in Richtung Black Inhale losgehen. Ich wollte die Rezeptionistin bitten unseren Skoda-Taxifahrer anzurufen, aber – verflixt – der Zettel mit seiner Telefonnummer ist im Bermudadreieck meiner Tasche verloren gegangen. Also ließen wir uns auf gut Glück irgendein Taxi rufen. Und siehe da, wer da 10 Minuten später vorm Paprika vorfuhr? Unser Skoda-Mann! Das war das kleine Wunder vom Nova Rock!

Am Gelände trödelten Sabine und Resi, aber Boerny und ich nahmen die Beine in die Hand und eilten in schönster Nurmi-Manier zur Red Bull Stage. Wir schafften es gerade noch zur letzten Nummer von Black Inhale, aber besser als nichts. Die Band sollte mittlerweile eigentlich jedem Metalhead in Österreich etwas sagen, falls nicht, hier ein guter Rat: Die nächste Live-Chance unbedingt wahrnehmen! Das Konzert haben wir leider (fast) verpasst, dafür aber wieder einige Leute getroffen, auch Petra weilte wieder unter den Lebenden. Harry und Petra erzählten uns eine schier unglaubliche Geschichte und diese bekommt hiermit den Titel „mittleres Wunder vom Nova Rock“ verliehen. Die beiden sind am Vormittag nach Nickelsdorf gefahren und da die Exekutive  entgegen der weitläufigen Meinung nicht blöd ist, hat sie auf Alkolenker gelauert. Auch Harry, der bis in die frühen Morgenstunden gefeiert hatte, kam dran und musste ins Röhrchen pusten. Und siehe da, der Test ergab 0,0 Promille. Wenn man das nicht als mittleres Wunder bezeichnen kann, was dann?

Bis zum Grillevent war noch Zeit, also schnürten wir unser Ränzlein und machten uns auf zum Jägermeisterzelt, um den Herren von Boon zu lauschen. Die Metalband aus Schwechat gehört ebenso wie Black Inhale in die Kategorie „gehört gehört“ und versprochen: sie bringen die Ohren zum Schlackern! Boon waren ja toll und die Stimmung gut, für meinen Geschmack jedoch zu „jägermeisterschwanger“. Die meisten Besucher waren, wie der Wiener so schön sagt, „angsoffn wie ein Häusltschick“ und die Müllhalde in und um das Jägermeisterzelt herum glich FreshKillsLandfill (ehemalige weltgrößte Deponie in New York).Die Mädels und Harry ließen sich noch mit dem Jägermeisterhirsch ablichten und da danach bis zur Grillerei noch immer ausreichend Zeit blieb, statteten wir dem Partyzelt einen Besuch ab.

Dort trafen wir dann endlich Bobby und ihren Mann Tom und ein feiner Plaudernachmittag konnte seinen Lauf nehmen. Dazu gesellten sich auch die Burschen von Black Inhale, die mit ihrem Gig durchaus zufrieden waren und mich außerdem liebenswürdiger Weise auch noch auf einen Sommerspritzer einluden – vielen Dank nochmal! Gitti war wieder so lieb und platzierte meinen Rucksack hinter der Bar, wofür ich ihr sehr dankbar war. Bei den spaßigen Wettervorhersagen, die uns von Sonne bis hin zu Starkregen alles vorhersagten, musste man ausreichend Equipment mitschleppen. In einem überfüllten Wavebreaker ist ein vollbepackter Rucksack hingegen äußerst störend, weshalb mir Gitti im wahrsten Sinne des Wortes eine schwere Last abnahm.

Später war es dann endlich soweit und wir marschierten geschlossen retour zur Red Bull Stage. Unterwegs trafen wir noch Gü mit seiner Petra, die sich sofort bereit erklärten Resi während Volbeat zu adoptieren, da wir anderen Cypress Hill sehen wollten.

Hinter der Stage gab es wieder ein großes „Hallo“, angefangen von den Red Bull Bardamen, die uns tatsächlich noch vom Vorjahr kannten, bis hin zu Martin Vögel, dem wir dieses nette Beisammensein verdankten. Langsam zeichnete sich der Schlafmangel ab, was zu übernachtigen Heiterkeitsausbrüchen führte, die unter anderem durch freud’scheVerhörer verursacht wurden, die hier allerdings, um nicht der Zensur zum Opfer zu fallen, nicht wiedergegeben werden. Die Reihen lichteten sich schließlich und wir, Sabine, Boerny, Resi, Bobby, Tom, Claudia und ich, waren wieder einmal die „Pick’nbleiber“, kein Wunder bei der angenehmen Gesellschaft und der gemütlichen Atmosphäre. Wie im Vorjahr waren wir uns einig: „Wenn’s nicht zugemacht hätten, dann würden wir noch immer dort sitzen!“ War aber eh gut, dass der Grillabend dem Ende zuging, sonst hätten wir womöglich noch den großartigen Alice Cooper verpasst. Also bedankten und verabschiedeten wir uns noch bei Martin und zogen gen Blue Stage, wo bald der Cooper-Gig starten sollte.

Seit meiner frühesten Jugend bin ich glühender Fan von Mr. Vincent Damon Furnier, dessen Poster einen Ehrenplatz an meiner Kinderzimmerwand hatte und der mir hoffentlich nicht Gram ist, dass er sich diese Wand mit diversen Boygroup- und Leinwandschönlingen teilen musste.

Bei jedem Konzert von Alice Cooper bin ich aufs Neue erstaunt, wie viel Energie und Liebe der mittlerweile 68-jährige in seine Shows steckt. Der „Schockrocker“ hat zwar seit Jahren die gleiche Bühnenshow, die aber immer adaptiert wird. Diesmal waren „Donnie“ und „Hilary“ zu Besuch, was zum allgemeinen Amusement beitrug. Allein die witzige Bühnenshow macht noch keinen Cooper aus, natürlich sind die zahlreichen Evergreens gewichtiger, die er uns auch am Samstag zukommen ließ. „No More Mr. Nice Guy“, „Poison“ und selbstverständlich „Schools Out“, um nur einige der dargebotenen Hits zu nennen und die mir den letzten Rest meiner verbliebenen Stimme kosteten. Die Coverversions, die auch am Programm standen, lasse ich hier außen vor, habe ich schließlich schon früher in diesem „Reisebericht“ meine Meinung zu diesen kund getan. Abgesehen davon verzeiht man einem Alice Cooper auch Covers! Golfende Rockopis dürfen eben (fast) alles! Deshalb sehe ich auch gerne darüber hinweg, dass dieser Gig nicht sein allerbester war, den ich je miterleben durfte. Gelungen war er allemal!

Im Pressezelt, zwischen den Konzerten von Volbeat auf der Blue Stage und Cypress Hill auf der Red Stage, wurde Resi auf unliebsame Art überrascht. Ihr Handy war unauffindbar und man kann sich ausmalen, wie hoch die Chancen stehen ein kleines Telefon auf einem riesigen Nova Rock-Gelände, wo sich tausende Menschen tummeln, wiederzufinden.  An dieser Stelle folgt die Geschichte vom „großen Wunder vom Nova Rock“: Nach Gutdünken wählte ich einfach Resis Nummer und siehe da – tatsächlichhob ein Mädel ab, die mir berichtete, dass sie das Handy gefunden hat und froh ist, dass sich endlich jemand meldet. Ich finde das absolut spitze, dass es offensichtlich doch noch Menschen gibt, die das Herz am rechten Fleck haben und mitdenken! Und solche Menschen gehen auf‘s Nova Rock und finden Resis Telefon. Ich gab die Finderin an Resi weiter und sie machte sich gemeinsam mit Paulus, der sie freundlicherweise begleitete, und meinem Handy auf den Weg zu ihrem Handy. Im Namen von Resi möchte ich mich nochmals herzlich bei der unbekannten guten Seele bedanken.

Jetzt, da alles wieder gut war, stand dem weiteren Konzertabend nichts mehr im Wege. Während Resi mit Gü und Petra bei Volbeat waren, kletterten wir anderen auf den „Zypressenhügel“.

Bei mittlerweile strömenden Regen heizten die Cannabisbefürworter aus Los Angeles ordentlich ein. Mir, als alte „Gangstabitch“ ging das Herz auf, sowohl Geist als auch Körper schrien mir zu: „YEAHH – Du bist wieder 16“. Ich befürchte, ich habe Boerny, der bis dato noch nichts von meiner Hip-Hop-Vergangenheit wusste, ein bisschen schockiert. Aber nicht nur ich hatte meine helle Freude, auch das Publikum war begeistert und Hits wie „Insane In The Brain“ und „Hits From The Bong“, ließen den Regen vergessen und versetzte jeden noch so eingeschweißten Metalhead in Partystimmung.

Nach Hip Hop kam Pressezelt, wo wir auf Resis Rückkehr warteten und uns so gut wie möglich trocken legten. Resi, die gar nicht mal so von den dänischen Volbeat begeistert war, kam dann auch bald nach und nach kurzer Abschiedsplauderei mit Claudia, Ruth, (Handels-)Kai, Paulus und vielen anderen, mussten wir wieder raus in den Regen, denn daheim sollte noch der Bär steppen! Eigentlich tat mir Austrofred, LateNight Special Nummer 2, etwas leid, weil wirklich sehr wenig los war, aber das Wetter war doch zu garstig, um länger zu verweilen.

Nach einem kurzen Abstecher in der Fressmeile (Hoch lebe Pasta Mario!),rief Boerny unseren Skoda-Chauffeur an (er war so schlau sich die Nummer gleich im Handy einzuspeichern) und unserer geheimen Schullandwochenzimmerparty stand nichts mehr im Wege. Den Alkohol konnten wir ja schon am Nachmittag bei der Frau Lehrer vorbeischummeln und das gelang uns jetzt auch mit unserer männlichen Begleitung, der für uns – als Tribut, dass er aufs Mädchenzimmer mitdurfte – posieren musste. Dieser legendäre Abend soll unter dem Titel „Die geheime Schullandwochenmädchenzimmerparty der 4c“ in die Annalen der Geschichte eingehen. Wir haben selten so viel gelacht, Bauch- und Gesichtsmuskeln waren am Tag darauf mehr verkatert als unsere Gehirne und der seichte Schmäh („Kennst Du eigentlich das Augenli(e)d?“) lief auf Hochtouren. Um ca. 5:00 Uhr kicherten wir uns schließlich in den Schlaf, nicht ohne uns vorher geschworen zu haben die Zimmerparty am letzten Abend zu wiederholen.

Tag 4, Sonntag, 12.06.2016

Diesmal pfiffen Resi und ich auf das Frühstück und wir schliefen bis in die Puppen. Leicht lädiert schleppten wir uns am frühen Nachmittag ins Restaurant. Meine Stimme war nach wie vor nicht vorhanden und das, was ich von mir gab, klang nach einer Mischung aus rostigem Häferl und Hoppelpoppel und das ganze auch noch geflüstert. Meine Stimmbänder waren offensichtlich sauer auf mich! Im Paprika-Restaurant übersahen wir leider ein bisschen die Zeit. Wir wollten nämlich rechtzeitig zu Midriff beim Jägermeisterzelt sein. Deshalb teilten wir uns auf: Resi und Sabine besorgten im Supermarkt Weinnachschub für den letzten Abend, Boerny und ich versuchten verzweifelt das Geld beim Kellner loszuwerden. Erste Hürde gemeistert, wartete die zweite schon auf uns: zum 54. mal an dem Wochenende funktionierten die Schlüsselkarten für unser Zimmer nicht. Also wieder zur Rezeption, Schlüsselkarten austauschen. Ich versteh überhaupt nicht, warum man überhaupt diesen neumodischen Schnickschnack braucht. Ein guter alter, stinknormaler Schlüssel hätte uns keine Probleme gemacht und weitaus weniger Zeit geraubt. Die Zeit bis zum Midriff-Gig war schon recht knapp, also riefen wir unseren Onkel Skoda an. Doch dann zeigte uns das Schicksal nochmals die Zunge, denn heute, am Sonntag (!), hatten wir zum ersten Mal einen Grenzstau. Das war’s dann wohl mit Midriff, weshalb wir uns auch den Weg zum Jägermeisterzelt schenkten und gleich zum Pressezelt pilgerten.

Das Wetter zickte am letzten Nova-Tag besonders herum, es war gleichzeitig heiß und kalt (Ja, das geht!) und obwohl die schlaue Wettervorhersage, die im Handy wohnt, meinte, dass es keinen Regen geben würde, tröpfelte es bereits. Aber was will man gegen einen spinnerten Petrus groß unternehmen? Dann lieber Konzerte genießen! Die ersten, denen wir am Sonntag unser Gehör schenkten, waren die „Outsider“ Behemoth, die man eigentlich nicht auf einem Festival wie dem Nova Rock wähnt. Die polnische Death Metal Band erwies sich aber trotzdem als Publikumsmagnet, zu Recht! Obwohl ich sonst nicht so auf die „Praise Satanas“-Partie steh und die Pandabärbemalung der ach so bösen Buben meist belächle, gaben die Polen rund um Frontmann Adam Michał „Nergal“ Darski ordentlich Gas. Die Pyroshow wäre zwar im Dunklen eindrucksvoller gewesen, aber geil war’s trotzdem. Das Handywetter erwies sich als verlogenes Miststück, denn bei Behemoth fing es dann wirklich zu regnen an – allerdings hing die fette Wasserschwade nur über uns, während am restlichen Gelände die Sonne strahlte. Deshalb vermute ich, dass Behemoth den Wolkenbruch heraufbeschworen haben – Respekt! Sabine lief später, während sie auf der Suche nach einem Twisted Sister-Girlieshirt war, „Nergal“ über den Weg, der das Festivalgelände näher unter die Lupe nahm. Das ist der Vorteil von Corpsepaint – nur eingefleischte Fans erkennen einen, wenn man „in Zivil“ unterwegs ist und man hat seine heilige Ruhe.

Ich war ob des Regens ziemlich stinkig, hatte ich doch schon am Vortag genug Nässe abbekommen. Dazu war mir eisig kalt, der Hals schmerzte und die dünne Ö3-Regenpelerine tat das, was in der Natur von Regenpelerinen liegt: sie kuschelte sich an mich, nass von außen, pickig-schwitzig von innen. Zur Wiedergutmachung malte die Sonne einen wunderschönen Regenbogen über das Gelände, was mich ein bisschen tröstete. Ich glaube, zu dem Zeitpunkt wollte mein Körper krank werden – ich hab ihn aber nicht gelassen. Und selbst, wenn ich mit 40 Grad Fieber auf dem Zahnfleisch gekrochen wäre, hätte ich doch niemals das Nova Rock vorzeitig verlassen, stand doch noch das absolute Nicki-Highlight des Festivals an: Twisted Sister!

Die Wartezeit verbrachten wir in angenehmer Gesellschaft in und vor dem Pressezelt, obwohl schlechte Nachrichten die Vorfreude trübten. In den Nachrichten lasen wir nämlich vom Orlando-Massaker, die Details sind dem geneigten Leser wahrscheinlich bekannt.

Zeitnah versammelten wir uns vor der Red Stage, Sabine stand vorm Fotograben an. Erlaubt waren diesmal Fotos während der Dauer von vier Songs und wären es zu viele Fotografen gewesen, wären sie in Gruppen aufgeteilt worden, so, dass wirklich jeder zu seinen Fotos gekommen wäre. Solche Goodies steigern den Sympathiefaktor einer Band und des Veranstalters! Auf der Bühne tummelten sich auch jede Menge Leute, die das Konzert „on stage“ miterleben durften. Darunter auch Gerold „Haubi“ Haubner – Haubi, wie gut, dass ich keinen Neid kenne!

Endlich erfüllte sich ein langgehegter Kindheitstraum als Dee Snider und seine Mannen die Bühne betraten. Dee, der mit 61 noch immer fit wie ein Turnschuh ist, war sichtlich gut gelaunt und in Plauderlaune, animierte das Publikum, vergaß aber auch nicht, den verstorbenen Drummer AJ Pero (bei dieser Abschiedstour wird er vom Dream Theater-Gründungsmitglied Mike Portnoy ersetzt), Lemmy und die Opfer des Orlando-Massakers zu preisen. Die dargebotenen Hits, leider ohne „StayHungry“, kosteten meinen Stimmbändern auch noch das letzte Äutzerl Krächz-Kraft und beleidigt verweigerten sie mir bis eine Woche nach dem Nova Rock den Dienst. Aber wer zu „YouCan’tStop Rock ’n‘ Roll“, “We’re Not Gonna Take It” oder “I Wanna Rock” nicht aus Leibeskräften mitsingt, hat kein Herz, sondern ein Fleischlaberl in der Brust. Ich muss gestehen, dass mir beim Abschied auch das eine oder andere Tränchen über die Wangen kullerte, war doch klar, dass dieses Erlebnis einmalig bleiben würde. Nach 40 Jahren nehmen Twisted Sister ihre Hüte.

Zu guter Letzt standen dann noch die Funklegenden Red Hot Chili Peppers auf dem Programm. Vorab hatten wir aber schon einstimmig beschlossen, dass wir die Herren aus Kalifornien nicht zur Gänze aussitzen würden, blicken lassen wollte ich mich aber schon. Schließlich war Drummer Chad Smith früher einer meiner EMI-Stammkunden, der sogar explizit nach meiner Person verlangte, wann immer er in Wien und im EMI-Store war.

Nachdem Sabine ihre fotografische Mission erfüllt hatte, blieben wir noch für einen Song vor der Blue Stage. Wäre gerade das Album „Blood Sugar Sex Magik“ erschienen und nicht das aktuelle „The Getaway“, wären wir sicher bis zum Schluss beim Konzert geblieben. Dieser Geniestreich ist aber schon lange her und die „Chilis“ haben ihren Zenit auch schon etwas überschritten. Wenn man den Meinungen Glauben schenken darf, haben wir auch nichts verpasst.

Nach dem brandneuem Song „We Turn Red“, machten wir uns auf den Weg, um der „Völkerwanderung“ nach dem Konzert zu entgehen. Zeit für „Pasta Mario“ musste aber noch sein, doch leider war – zu unserem größten Bedauern – dieser Teil des Nova Rock-Geländes schon gesperrt. Boerny, der sich noch gerne alle vorhandenen „Twisted Sister“-Shirts gekauft hätte, wurde ebenfalls enttäuscht, denn auch die Merchstände hatten ihre Pforten bereits geschlossen. Immerhin fanden wir trotzdem noch Nahrung in Form von Laugenbrezeln, Thai- und Chinanudeln. Der Umtausch des Kartengeldes in echtes Geld funktionierte dann auch so schnell wie der Transfer zu Festivalbeginn  und schon konnten wir unseren „Mr. Skoda“ für die Heimfahrt anfunken.

Trotz früher Abreise hatte sich bereits ein erheblicher Stau gebildet und im „Schnecken-Stop&Go“-Verkehr tuckerten wir gen Hotel Paprika. Am Weg kamen wir bei einem brennenden Auto vorbei. Ich sehe ja ein, dass man traurig ist, wenn ein großartiges Nova Rock zu Ende geht, aber deshalb muss man doch nicht sein Vehikel in Flammen setzen…

Zurück in den gemieteten vier Wänden starteten wir die letzte Schullandwochenparty. Ok. Wir starteten den Versuch der letzten Schullandwochenparty. Was mich betrifft war ich wirklich, wirklich müde und ich schlief mitten im Satz ein. Ich glaube, Resi, Sabine und Boerny feierten auch nicht mehr sehr lange und so ging das Nova Rock Nummer 12 zu Ende.

Fazit: Um es mit den Worten unseres Kaiser Franz Josefs zu sagen: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut.“ Gerne würde ich mich bei jedem Einzelnen bedanken, die Liste würde allerdings länger als der „Reisebericht“ selbst werden, weshalb ich kleine Zusammenfassungen machen muss. Vielen, vielen Dank in erster Linie an die Veranstalter dieses grandiosen, bestof-organisierten Festivals überhaupt, insbesondere an Haubi, der trotz Stress die meiste Zeit Ruhe und Schmäh bewahrt hat. Dank geht auch an die Securities und die Exekutive, die so gut auf uns aufgepasst haben. Großen Dank gebührt auch der geduldigen Gitti und ihrer Crew, die uns mit ihren nektargleichen Getränken wie französische Götter verwöhnt und mit ihrer guten Laune, egal, wie stressig es geworden ist, angesteckt haben. Außerdem möchte ich allen huldigen, die wir während der vier Tage getroffen haben – die netten Plaudereien, das Schmähführen und die durchaus auch ernsten Gespräche gehören zum Nova Rock genauso dazu wie die Musik. An dieser Stelle auch ein Wort des Bedauerns, denn leider habe ich es nicht geschafft Wolfgang „The Revenant“ Kuhn zu treffen, wollten wir doch so gerne mit ihm seine Rückkehr aus China feiern. Last but not least gilt der größte Dank meinen drei Mitstreitern Resi, Sabine und Boerny – ohne Euch geht Nova Rock nicht! So – jetzt hol ich meinen Oscar ab!

Und nicht vergessen: Nach dem Nova Rock ist vor dem Nova Rock!

Nicki für Moremetal