Lindemann – „Skills in Pills“ (2015)

lindmannInterpret: Lindemann
Genre: Alternative Metal
Album: Skills in Pills
Laufzeit: 40:23/45:01 (Special Editions)
Label: Warner Music Germany
Release: 19.06.2015 Links: http://www.skillsinpills.com/
https://www.facebook.com/Lindemann?fref=ts

 

 

 

Tracklist:

  1. Skills in Pills
  2. Ladyboy
  3. Fat
  4. Fish On
  5. Childrenofthe Sun
  6. Home Sweet Home
  7. Cowboy
  8. Golden Shower
  9. Yukon
  10. Praise Abort
  11. That’s My Heart (Bonus Track)

Der Till macht was er will und deshalb hat Herr Lindemann in einer Rammstein-Schaffenspause kurzerhand ein Sideproject mit seinem Spezi Peter Tägtgren, bekannt aus Bands wie Pain oder Hypocrisy , ins Leben gerufen und so ist Lindemann, kurz gefasst, entstanden.

Ich als Fan von Rammstein im Allgemeinen und Till Lindemann im Speziellen, habe natürlich keine Mühen gescheut, habe meine ehemalige Arbeitsstätte, den EMI Music Store, aufgesucht und ihn mit Skills in Pills im Tascherl wieder verlassen. Untenstehend eine kleine Rezension. Ich muss aber gleich vorwegnehmen, dass es sich hierbei um keine musikwissenschaftliche Abhandlung handelt, solche haben andere schon geschrieben und jene Damen und Herren beherrschen das auch bedeutend besser als ich.

Skills in Pills erzählt davon, wie schön doch das Leben mit vielen bunten Helfern, die einem den Alltag erleichtern und versüßen, sein kann. Egal, ob man munter sein möchte oder doch lieber schlafen will, feiern oder chillen mag, ja, und natürlich auch im Schlafzimmer Stehvermögen beweisen muss/will, für jede Situation ist ein Pulverchen im Chemielabor gewachsen. Zu schlechter End hofft der Protagonist allerdings doch, dass die letzte Pille einen frühen Tod beschert.

Ladyboy, bereits 2013 entstanden, behandelt, wie sich manche vielleicht schon ob des Titels gedacht haben, das Thema Transsexualität und den freien, zu nichts verpflichtenden, Sex mit einem solchen.

Fat dreht sich um den Fetisch „Feeding“. Und da dem Lindemann nichts Menschliches fremd oder gar zu ekelhaft ist, beschreibt er hier die Gedanken und Fantasien eines Feeders. Der vierte Track Fish On veranlasst Feministen wohl zum im Kreise hupfen, wird das weibliche Geschlecht doch sehr reduziert und sogar als Kreatur bezeichnet. Huch!

„Nichts dauert ewig“ beschreibt Children of the Sun wohl am besten. Und dass das schneller geht als einem lieb ist, wird einem bei dem Song ebenfalls bewusst.

Home Sweet Home die einzige Ballade auf Skills in Pills und ein fantastischer Song. Aber auch ein Grausamer und jeder, der schon einmal einen Menschen wegen Krebs verloren hat, wird den Song schnell weiterschalten oder zumindest den Text geistig ausblenden.

Ein alter Mann, der gerne ein Cowboy gewesen wäre. Weil Cowboys einfach cool sind, aber hauptsächlich deshalb, weil die taffen Kerle aus dem Wilden Westen jede Frau haben können, die sie gerne hätten. Die Realität sieht leider anders aus: der Protagonist reitet höchstes noch seinen Schaukelstuhl und trägt seine Zähne im Tupperware-Gschirrl herum.

Spätestens seit Frank Zappas Bobby Brown weiß man, was ein Golden Shower ist und um den diesen Fetisch, die Urophilie, dreht sich Track 8. Details entnehme man bitte dem Liedchen, mir graust zu sehr.

Bei Track 9 lässt der Titel ahnen, dass es sich hierbei um den Yukon River handelt, den Till Lindemann bei einer Kanutour bepaddelt hat. Der Song handelt vom wilden Fluss und von den Gefahren, denen die Goldschürfer ausgesetzt waren.

Die Singleauskoppelung Praise Abort ist mein persönlicher Liebling – ich kann auch schwer empfehlen sich auch das Video dazu anzuschauen! Ein geplagter Vater beschwert sich über seinen 6köpfigen, undankbaren Nachwuchs und befürwortet die Abtreibung.

Der Bonus Track That’s My Heart ist noch eine Ballade, in deren Genuss man allerdings nur kommt, wenn man sich eine der Special Editions zulegt. Keine Sorge, gar so romantisch, wie der Titel anmutet, ist es nicht.

Fazit:

Lindemann und Tägtgren haben zwar das Rammsteinrad nicht neu erfunden, dennoch gibt’s überhaupt nichts zu motzen. Alle Instrumente (bis auf die orchestralen Parts) hat Tägtgren selber eingespielt und musikalisch ist das Album einwandfrei. Feinster Industrialsound, der ins Ohr geht und wie man es eben gewohnt ist. Zum ersten Mal singt Till Lindemann ausschließlich auf Englisch, macht aber nix. Die Songs sind, bis auf Home Sweet Home, zwar kritisch, aber nicht all zu ernst zu nehmen. Hören werden das Album aber eh ohnehin wahrscheinlich nur diejenigen, die seinen Humor schon von Rammstein kennen und mögen. Und wer Songs wie „Praise Abort“ todernst nimmt, der geht sowieso in den Keller lachen.

Bei manchen Textstellen musste ich tatsächlich laut lachen, Home Sweet Home hingegen geht, zumindest mir, ziemlich unter die Haut.

Alles in allem merkt man, dass die beiden Größen sich gut verstehen und wunderbar harmonisieren. Ich möchte Lindemann genauso wenig missen wie Rammstein und von beiden Bands wird es Nachschub geben, auf den wir uns jetzt schon freuen können.

Nicki für Moremetal

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