5 Jahre ist es nun her, seit ich das letzte Mal am TUSKA Festival in Helsinki war. Und nicht nur die Location hat sich geändert, auch die Preise sind kräftig nach oben gewandert. Mag den Finnen eine Dose Bier um 7 Euro nicht seltsam anmuten, so ist es für jemanden aus Österreich doch ein kleiner Schock. Aber nun genug darüber, sprechen wir ein wenig über den neuen Veranstaltungsort „Suvilahti“:
Im Gegensatz zum früheren Austragungsort, dem zentral gelegenen, idyllischen Kaisaniemi-Park, der mit seinen Grünflächen und der Nähe zur Innenstadt Helsikis punkten konnte, fehlt dem neuen Gelände ein wenig der Charme. Zweckdienlich ist das Gelände rund um ein ehemaliges Strom – und Gaskraftwerk allemal, doch wirkt es bisweilen ein wenig steril. Im Nordosten der Stadt gelegen (in der Nähe des mittlerweile durch viele Rockbars bereicherten Ortsteils Kallio), ist es dennoch mit U-Bahn, Straßenbahn und div. Bussen leicht erreichbar. Anstelle der alten Aufteilung von 1 Hauptbühne und 2 Nebenbühnen gibt es nun eine Hauptbühne („Radio Rock Stage“), eine 2. Bühne („Inferno Stage“) welche abwechselnd bespielt wurden sowie eine Indoorstage (auch „Club Stage“) genannt, auf welcher sich Newcomer und Local Heroes die Klinke in die Hand drückten. Auch die Zuseherzahl war mit 24000 Besuchern an allen 3 Festivaltagen geringer als am alten Gelände, doch das sollte weder die Festivalstimmung noch die Laune der Veranstalter trüben.
Kommen wir nun zum eigentlichen Highlight eines jeden Festivals, den Bands (angefügte Setlists sind ohne Gewähr):
Den Freitag durften die allseits bekannten und im Eröffnen von Festivals erprobten Finnischen Folkloremetaller von ENSIFERUM beginnen. Eine gewohnt sympathische Show welche schon etliche Besucher zum Mittanzen und Singen animierte, trotz der noch eher kühlen Temperaturen.
(In My Sword I Trust, From Afar, Token of Time, Blood is the Price of Glory, Pohjola, Twilight Tavern, Burning Leaves, Iron)
Mit großen Erwartungen ging ich dann zur Inferno Stage, um mir den Auftritt von POISONBLACK anzusehen. Mit ihren aktuellen Album „Lyijy“ haben sie ja ein feines Teil veröffentlicht, der Gig war indessen ein wenig… fad. Mit Home is Where the Sty is ging es auch gleich mit aktuellem Material los und Mercury Falling vom 2011er Album „Drive“ ließ die Vorfreude steigen. Das ebenfalls von „Drive“ stammende Futile Man hingegen nahm schon mal Tempo raus und Buried Alive von „Of Rust and Bones“ hatte ich auch temperamentvoller in Erinnerung. So war es dann mal an der Zeit das Backstage Areal zu besuchen, zuhören konnte man von dort aus auch noch recht gut. Mir ist schon klar, dass die Jungs rund um Ex-Sentenced Mann Ville Laihiala jetzt nicht die schnellste und fetzigste Mucke machen, allerdings fehlte mit bei diesem Auftritt etwas die Motivation der Herren.
(Home Is Where The Sty Is, Mercury Falling, Futile Man, Buried Alive, A Good Day for the Crows, Left Behind, Rush)
Den als Nächsten auf der Running Order aufscheinenden PHILIP H. ANSELMO samt THE ILLEGALS hab ich mir bis auf eine Stipvisite erspart. Ein Song klang wie der andere und auch die Pantera et. Mult. – covers konnte man kaum als solche erkennen (A New Level musste sogar 2 mal angefangen werden).
(Bedridden, Battalion of Zero, Betrayed, Usurper Bastard’s Rant, Death Rattle / Fuck Your Enemy. Waiting for the Turning Point (Superjoint Ritual cover), United & Strong (Agnostic Front cover), Domination / Hollow, (Pantera cover), Black Houses, (Portal cover), Wrecked Like Clockwork, (Arson Anthem cover), A New Level (Pantera cover), Hellbound (Pantera cover), Bury Me In Smoke, (Down cover), Raining Blood
(Slayer cover), Primal Concrete Sledge (Pantera cover)
Im Anschluss gings mal in die Halle zur Club Stage um die female-fronted finnish version of Sabaton (priv. Meinung d. Autors) – BATTLE BEAST – anzuschauen. Diese wurden bei meinem Eintreffen schon lautstark von den zahlreichen Fans auf die Bühne gerufen. Die eher harmlos anmutenden Herren an den Instrumenten wurden von einer singenden blonden Amazone mit Hahnenkamm-Frisur dominiert, und das nicht nur Lautstärken technisch. Stimmlich irgendwo zwischen Doro Pesch, Bonny Tyler und Lemmy angesiedelt, übertönte die Frontfrau bisweilen die geradlinigen Hooklines ihrer Bandkollegen. Ich kannte die Combo bisher noch nicht, kann sie aber allen Fans von hymnischen Powersongs nur empfehlen.
(Let It Roar, Out on the Streets, Neuromancer, Iron Hand, Kingdom, Black Ninja, Enter the Metal World, Out of Control)
“Grilling in the Name” oder so hätte das Set von CHILDREN OF BODOM am diesjährigen TUSKA auch heißen können. War doch der Bühnenaufbau einer Grillparty am berüchtigten Lake Bodom nachempfunden, inklusive Würstchengriller und chillender Jungs und Mädls in Strandsesseln. Jedenfalls war Party pur angesagt, als Klampfenzwerg Alexi Laiho und Konsorten einen Hit nach dem anderen auf die feiernde Meute abschossen. Ich hab die Knaben ja schon länger nicht mehr live gesehen, es war aber mal wieder schwer an der Zeit dafür. Jammerschade nur, dass man vor der Bühne kein Bier trinken durfte, auf der Bühne schien es jedoch sichtlich genossen worden zu sein. Für mich das Highlight des Tages und das zweitbeste Konzert des Festivals!
(Needled 24/7, Kissing the Shadows, Bodom Beach Terror, Scream for Silence, Halo of Blood, Hate Crew Deathroll, Lake Bodom, Are You Dead Yet?, Angels Don’t Kill, Towards Dead End, Hate Me!, Bodom After Midnight, In Your Face)
CARCASS hatten es nach der Hammershow von CoB nicht leicht, die Herren aus England konnten aber die Erwartungen erfüllen und präsentierten sich und ihr aktuelles Album „Surgical Steel“ in gewohnt starker Manier.
(Buried Dreams, Incarnated Solvent Abuse, Cadaver Pouch Conveyor System, This Mortal Coil, Reek of Putrefaction, The Granulating Dark Satanic Mills, Unfit for Human Consumption, Genital Grinder, Exhume to Consume, Captive Bolt Pistol, Corporal Jigsore Quandary, Heartwork)
Da der Headliner des 1. Festivaltages zu meinen All-Time-Favorites gehört, erlaube ich es mir hier kein objektives Urteil ob der Qualität der Darbietung abgeben zu müssen – DIMMU BORGIR…
(Allegiance, Progenies of the Great Apocalypse, Lepers Among Us, Vredesbyrd, For the World to Dictate Our Death, Cataclysm Children, Unorthodox Manifesto, Eradication Instincts Defined (orchestral), The Serpentine Offering, Gateways, Puritania, Kings of the Carnival Creation, Dimmu Borgir, Mourning Palace)
Ende Tag 1
Weil der Festivalsamstag ein strahlend schöner Tag war, beschlossen wir vor dem TUSKA noch die Helsinki vorgelagerte Festungsinsel Suomenlinna zu besuchen. Das herrliche Wetter und die gemütliche Landschaft trugen das ihre dazu bei, dass wir erst zu den Klängen der finnischen Hardrock/Heavymetal Institution STONE am Gelände eintrudeln sollten. Den Publikumsandrang und die Qualität des letzten Songs deutend würde ich auf einen tadellosen Gig der Herren tippen.
Die erste Band welche von mir wirklich wahrgenommen wurde war TURMION KÄTYLÖT. Scherzhaft früher von mir als die finnischen Ramstein bezeichnet, lag ich heuer gar nicht so falsch damit. Der Sound der, dem extremen Industrial (Elektro) Metal zugetanen, Herren war sichtlich gemässigt und auch showtechnisch hab ich die wilden Kerle schon mal weniger „zahm“ gesehen. Hierzulande noch nicht ganz so bekannt aber in ihrer Heimat eine Macht.
(Silmät sumeat, Grand Ball, U.S.C.H!, Tirehtööri, Nimi kivessä, Verta ja lihaa, Teurastaja, Minä määrään, Pyhä maa, Vedetäänkö vai ei?)
Back to the 80s gings dann mit den Veteranen von METAL CHURCH. Von vielen als Helden ihrer Jugend bejubelt, konnte ich weder damals noch heute viel mit ihnen anfangen. Ihre durchwegs flotten, treibenden Songs zeugen zwar von Qualität, können mich aber nicht erreichen.
(Ton of Bricks, Start the Fire, Generation Nothing, A Light in the Dark, Fake Healer, Badlands, Gods of Wrath, Beyond the Black, Metal Church)
Danach wurde es definitive Zeit für ein Bier (welches man ja leider nicht vor der Bühne trinken durfte) und Thrashmetal teutonischer Herkunft. Die ewig jungen und sympathischen TANKARD heizten ein und Gerre fegte über die Bühne, trotz neuerlichem Mehrgepäck auf den Rippen. Dennoch konnte man nicht umhin festzustellen, dass Trinklieder und ein „trockenes“ Publikum nicht ganz harmonieren. Dennoch eines der Highlights des Tages.
(Zombie Attack, The Morning After, Stay Thirsty!, Rules for Fools, Rectifier, R.I.B. Rest In Beer), Chemical Invasion, A Girl Called Cerveza, (Empty) Tankard)
Zwischenzeitlich war ein kurzer Besuch in der Halle aka Club Stage fällig um die Melodic Metaller AMORAL zu sehen. Die Finnen hatten meiner Meinung nach schon mal mehr Publikum sowie flotter Songs vorzuweisen. Qualitativ 1A dargebotene Songs sind leider kein Garant für gute Stimmung, denn diese sollte zumindest bei mir nicht aufkommen. Ein solider Gig aber eben kein „Aha“… Glanzlichter sollten die letzten beiden Stücke sein, welche noch aus ihrer „Melodicdeath-Phase“ stammen und auch vom Ex-Sänger dargeboten wurden.
(On the Other Side, Part I, No Familiar Faces, Prolong a Stay, If Not Here, Where?, Wound Creations Medley, Leave You Dead Behind)
Niklas Kvarforth und seine düsteren aber immer weniger polarisierenden SHINING waren nach den Metalcorebubis von BRING ME THE HORIZON genau das Richtige. Musikalisch einwandfrei allerdings vom Gehabe des Sängers her anstrengend.
(Han som hatar människan, Förtvivlan, min arvedel, Människa o’avskyvärda människa, Låt oss ta allt från varandra, For the God Below, Vilseledda barnasjälars hemvist)
Mit einem einzigen Wort hingegen lässt sich der anschliessende Auftritt des Samstags Headliners ANTHRAX beschreiben: HYVÄ!!!
Spielfreude pur, ein perfekter druckvoller Sound und ein Joey Belladonna der vor Freude und guter Laune gar nicht mehr von der Bühne gehen wollte – in Bestform war er, wie auch der Rest der Band, ohnehin.
Ein grandioser Abschluss eines – zumindest wettertechnisch – perfekten Festivaltages.
(Among the Living, Caught in a Mosh, Got the Time (Joe Jackson cover), Indians, In the End, Madhouse, Deathrider, Efilnikufesin (N.F.L.), Fight ‚Em ‚Til You Can’t, Medusa, T.N.T. (AC/DC cover), I Am the Law, Be All, End All, Antisocial)
Ende Tag 2
Der dritte und letzte Festivaltag sollte auch der mit Abstand kürzeste in der Geschichte meiner Festivalbesuche sein. Da es sich gehörig einregnete beschlossen wir diesen Tag im Trockenen zu beginnen und kamen somit erst zu den 3 letzten Bands aufs Festivalgelände.
SATYRICON sollten das Highlight des Tages sein, obwohl gerade bei ihnen für Finnland untypisch starker Regen einsetzte. Die Herren Satyr und Frost mitsamt Band ließen sich, so wie der Großteil des Publikums allerdings vom Wetter nicht beeindrucken und lieferten im wahrsten Sinne des Wortes ab. Und auch bei ihnen hatte ich – wie bei den meisten Bands zuvor – den Eindruck, dass sie extrem gut gelaunt und voller Freude am Musizieren waren.
(Now, Diabolical ,Black Crow on a Tombstone, Our World, It Rumbles Tonight, Repined Bastard Nation, Walker Upon the Wind, The Infinity of Time and Space, The Pentagram Burns, Fuel for Hatred, Mother North, K.I.N.G.)
Die im Anschluss spielenden NEUROSIS hörte ich leider nur im Hintergrund, da ich mich ins Trockene begeben musste.
Letzte Band des Tages und somit des Festivals waren die norwegischen Blackmetal-Legenden von EMPEROR. Ihre sphärisch- atmosphärischen Lieder harmonierten perfekt mit der feucht-kalten Witterung und der daraus resultierenden melancholischen Stimmung. Obgleich nicht die beste Band des Festivals ein gelungener Abschluss.
(Into the Infinity of Thoughts, The Burning Shadows of Silence, Cosmic Keys to My Creations & Times, Beyond the Great Vast Forest, Towards the Pantheon, The Majesty of the Nightsky, I Am the Black Wizards, Inno a Satana, Ancient Queen, Wrath of the Tyrant, A Fine Day to Die (Bathory cover))
Fazit: TUSKA 2014, ein Festival gemischter Gefühle. Sollte die richtige Stimmung durch die etwas lieblose Location nicht aufkommen, so wussten einige Bands doch sehr zu überzeugen…
Negativster Eindruck: Dosenbier für 7 €
Absolutes Highlight: ANTHRAX